Ein Abschied ohne Rückkehr
Gedenkfahrt zum ersten Todestag von Stephan Z.
Es ist schon wieder ein Jahr her, wo an einem Donnerstag am 3. September 2020, etwas Unfassbares geschah. Was war geschehen? Wie immer am Donnerstag waren wir zum Rudern verabredet. Stephan Z., der vor einigen Tagen seinen 54. Geburtstag an der Ostsee feierte, wollte ihn mit uns, seinen Ruderkameraden, in kleiner Runde nachfeiern. Doch keiner ahnte zu dieser Zeit, dass es eine Ruderausfahrt ohne Rückkehr werden sollte.
Auf der Heimfahrt zum Bootshaus, auf der Höhe der Bammelecke, hörte plötzlich sein Herz auf zu schlagen. Kargi und Andi, die mit ihm zu dritt im Boot saßen, versuchten alles um mit ihm so schnell wie möglich an Land zu kommen. Ein Boot mit Ruderkameraden von der RG Grünau, das ihren Weg kreuzte, unterstütze sie dabei.
Wir, die im Bootshaus warteten, sahen in der Ferne viele Blaulichter. Was war dort passiert, dachten wir uns. Wenig später, die Dunkelheit war herein gebrochen, sahen wir wie der Dreier, die Nixe, mit nur zwei Ruderer an Bord, mit Andi und Kargi, auf unser Bootshaus zu steuerte. Stephan fehlte. Er befand sich auf dem Wege ins Krankenhaus. Die Nachricht vom Stephans Tod erschütterte uns sehr. Tränen flossen. Wir verloren an diesem Tag einen sehr ausgeglichenen und netten Ruderkameraden, der immer ein Lächeln auf den Lippen hatte, mit dem man daher sehr gerne zusammen war und mit dem man über alles, über Gott und die Welt, reden konnte, für immer.
Stephans einjähriger Todestag näherte sich. Gemeinsam mit Steffen und Christian von der RG Grünau, die ein sehr enges Verhältnis zu Stephan hatten und Kargi, Bonte, Patrick und ich verabredeten uns am späten Nachmittag bei uns im Bootshaus. Mit zwei B-Gig-Dreiern ohne Steuermann, der „Nixe“ und der „Springsee“, ging es dann auf das Wasser. Vor uns lagen zehn Ruderkilometer bis zur Großen Krampe Ende in Müggelheim. Wie immer, hatte Bonte, so kennen und mögen wir ihn, für die Gedenkfahrt alles, bis ins Kleinste hinein, organisiert. Stephans Lieblingsgetränke, die auch seine sind, durften nicht fehlen. Ja, das wäre frevelhaft gewesen.
Auf dem Wege vom Anleger bis zu Stephans Grab gab es noch viel zu erzählen. Alte Erinnerungen von gemeinsamen Ausfahrten und Feiern wurden wach. Stephan war, wie ein Wunder, unter uns. Bonte reichte ihm sein Lieblingsgetränk. Das Abschiednehmen viel allen schwer. Die Zeit verrann. Wir waren auf dem Campingplatz „Kuhle Wampe“ angemeldet. Hier hatte Stephan vor einem Jahr mit seinen Ruderkameraden seinen Geburtstag nachgefeiert. Das wollten wir nun nachholen. Aber ohne Stephan, das ging gar nicht. Wir stiegen ins Boot. Umso näher wir uns dann der Bammelecke näherten umso mulmiger wurde uns allen. Im Gedanken drehte sich alles um Stephan und das damalige Geschehen. In der unmittelbaren Nähe des damaligen Geschehens stoppten wir. Nach einer Schweigeminute ging es heimwärts. Es war ein Abschied mit Rückkehr.
Berlin im September 2021
Jörg Pi. (Pisi)